Donnerstag, 19. Februar 2009

Rätselhafte Gebetsstäbe


Imitationsmagie als Folge unverstandener Technik?



Gisela Ermel



In: Ancient Skies, Nr. 4/1998






Viele alte Völker benutzten sogenannte "Gebetsstäbe", um über sie die Kommunikation mit ihren Göttern oder Geistern aufrecht zu erhalten. Sogar heute noch finden sich Formen dieser Art des Zwiegesprächs mit himmlischen Wesen auf unserer Erde, etwa in der koptisch-christlichen Kirche Äthiopiens. Vieles deutet darauf hin, dass wir es hier mit einem weiteren Beispiel für missverstandene Technologie, das heisst mit der Ausbildung eines spezifischen Cargo-Kultes, zu tun haben.






Die fremden Wesen, die unsere Erde einst besuchten, wurden von unseren Vorfahren als "Götter" mystifiziert, bestaunt und imitiert - ganz ähnlich, wie wir dies noch heute bei den sogenannten Cargo-Kulten beobachten können. In dieser Hinsicht hat die ethnologische Forschung schon oftmals - in vielen Fällen freilich eher ungewollt - Ergebnisse geliefert, die zu wichtigen Indizien unserer Paläo-SETI-Hypothesen geworden sind. Dies betrifft auch den Aspekt der von Ethnologen so genannten "Imitationsmagie".






Aus unserer Sicht der Dinge betrachtet ist "Imitationsmagie" eine Folge der Konfrontation einer primitiven Kultur mit einer hochentwickelten technologischen Zivilisation: unverstandene Technik wird als "Zauber" oder "Magie" (fehl-)interpretiert und mit einfachen Mitteln nachgeahmt. Diese Nachahmung erfolgt in dem Bedürfnis, den gleichen "Zauber" zu bewirken. Ein gutes Beispiel für "Imitationsmagie" sind die sogenannten Gebetsstäbe.






Für die Ainu, die Ureinwohner Japans, spielten Gebetsstäbe bis in das normale Alltagsleben hinein eine grosse Rolle. Sie nannten diese Stäbe Inao. Es handelte sich dabei um dünne, manchmal leicht verzierte Stöcke von meist 30 bis 65 Zentimetern Länge.


Ein Ainu schnitzt einen Gebetsstab




Ein Inao galt als "Mittler" zwischen den Göttern und den Menschen und war bei jedem Gebet (sprich: "Gespräch" zu oder mit den Himmlischen) ein unverzichtbarer Gegenstand. Hatte man zum Beispiel bei der Jagd keinen Gebetsstab zur Hand, musste man sich einen solchen aus Ästen zurechtschneiden. Ansonsten konnte man die Götter von bestimmten Stellen aus "anrufen", an denen solche Stäbe aufgestellt waren.


Es gab aber einen Platz, an dem immer solche Gebetsstäbe stehen mussten: bei jedem Haus der Ainu. Die heilige Nordostecke des Hauses musste mit einem langen Gebetsstab versehen sein, ebenso die Feuerstelle. Darüber hinaus gab es noch den sogenannten "heiligen Zaun" bei jedem Haus, das Nusa: in etwa zehn Metern Abstand vom "heiligen Fenster" des Ainu-Hauses, meist in östlicher Richtung, befand sich eine Gruppe verschieden langer Inao: der Grosse Nusa-Gebetsstab und mehrere kleine Gebetsstäbe. Manche dieser Stäbe wurden sogar noch durch Extrastangen verlängert.


Eine Ansammlung von Gebetsstäben: das sog. Nusa


Das Wort Inao leitet sich von "Ina" (= Botschaft, Bitte) und "o" (=Bringer, Träger) her. In unserer modernen Sprache ausgedrückt könnte man Inao also auch mit Nachrichten-Übermittler bezeichnen. Leo Sternberg, Konservator am Museum der Petersburger Akademie der Wissenschaften, der Anfang der 1890er Jahre ethnologische Studien auf Sachalin machte, befragte damals einen Ainu-Häuptling nach der Bedeutung der Inao: "Warum macht ihr diese Inao? Was sind sie?" Darauf erwiderte der Ainu, der gerade dabei war, ein Inao zu schnitzen: "Das ist ein Sendling, ein Sprecher." Die Ainu würden mit diesem Stab Botschaften für die Götter mitteilen, und der Inao seinerseits teile diese Botschaften den Himmlischen mit. Sternberg fragte weiter: "Wie kann so ein kleiner Stab reden?", und der Häuptling antwortete darauf: "Es ist nicht der Stab, der geht und alles dem Kamul (Gott) weiter sagt, sondern seine Seele."



Heute noch immer in Gebrauch: Gebetsstab der Ainu


Mit anderen Worten: bei den Ainu galt ein Gebetsstab als Voraussetzung für das "Anrufen" bzw. das "Gespräch" mit den Göttern oder Himmlischen. Heute dienen uns gewisse "Stäbe" (Antennen) zum Funkverkehr bei "Gesprächen" zwischen weit voneinander entfernten Gesprächspartnern.



"Gebetsstab" modern: Antenne


Da solche Gebetsstäbe auch bei anderen Völkern mit der gleichen symbolischen Bedeutung bekannt sind, ist die Frage naheliegend: Beobachteten unsere Vorfahren Vertreter einer fremden, technologisch hochentwickelten Intelligenz, bei deren Gesprächen untereinander Stabantennen zum Einsatz kamen?

Im British Museum in London kann man federngeschmückte Gebetsstäbe aus einem Zuni-Pueblo (Arizona) bestaunen. In Erläuterungen dazu heisst es, sie seien bei Gebetszeremonien in Gebrauch gewesen und hätten als "Sinnbild der engen Verbindung zwischen Menschen und Göttern" gedient.

Ganz ähnlich verhält es sich mit den Gebetsstäben der Hopi-Indianer, die eine lange Tradition haben. Sie dienten zum "Senden von Botschaften zum Himmel". Der Hopi Frank Waters drückte dies etwas geheimnisvoll-verschwommen aus, als er von "unsichtbaren Schwingungen des Gebetes" sprach, die der Gebetsstab verkörpere und weiterleite. Wir hingegen können heute sehr gut verstehen, was damit ursprünglich gemeint war.




Gebetsstab nordamerikanischer Indianer



Gebetsstab aus der Ceremonial Cave, Texas, Zeichnung: Cosgrove 1928



Altar in einer Hopi-Kiva mit Gebetsstäben


In Melanesien scheint sogar das zu einer Antenne gehörige Mobilfunkgerät in der Überlieferung "überlebt" zu haben, und zwar als geheimnisvolle "Flöte", die ein "Behältnis der Stimme" eines nichtirdischen Geisterwesens symbolisieren soll. Auf der Insel Karesau gibt es in jedem Dorf ein "Geisterhaus". Wird ein bestimmter Ritus durchgeführt, schieben die Eingeborenen dabei lange Stangen aus der oberen Öffnung des Hausses (Ausfahren der Antennen) - und im selben Moment werden die Flöten geblasen: die Stimme eines Geisterwesens beginnt zu sprechen! Das glauben jedenfalls die Insulaner. Ganz allgemein weiss jedes Kind auf Karesau, wenn die "Flöten" ertönen, rufen die Geister.

Nebenbei bemerkt: Diese "Geisterhäuser", die es auch auf anderen melanesischen Inseln gibt, fussen laut Mythologie auf der Erinnerung an den Erstkontakt zwischen den Inselbewohnern und Vertretern einer fremden Intelligenz, von ihnen als "Geisterwesen" (fehl-?)interpretiert.

Häuser mit "ausfahrbaren" Stangen auf Karesau - Häuser mit festinstallierten Gebetsstäben bei den Ainu: was mag das Vorbild hierfür gewesen sein? Die Ainu erinnern sich an die Göttin Apehuci, die einst auf die Erde "herabgestiegen" sei. Zuvor sei für sie im Himmel ein "Haus" angefertigt worden, das sie mit zur Erde nahm und hier aufstellte. Das "Haus" diente eine ganze Zeitlang als Unterkunft mehrerer Götterwesen - so u.a. auch für den Göttersohn Aynurakkur, der die Vorfahren der Ainu in der Herstellung und Verwendung wichtiger Gebrauchsgegenstände unterrichtete. Sollte dieses "Haus" mit einer Funkantennenanlage ausgestattet gewesen sein, die später bei den Ainu mittels ihrer Gebetsstäbe (besonders durch den "heiligen Zaun") imitiert wurde? Das wäre durchaus denkbar.




Ein sog. Keomandeni, eine "Stange der Entsendung" - Imitation einer Antenne?




Moderne Antenne - sahen unsere Vorfahren so etwas schon in prähistorischen Zeiten?


Die kleineren Gebetsstäbe, die man sogar mit auf die Jagd mitnehmen musste, würden dann eher die Antennen kleiner mobiler Funkgeräte imitieren. Bezeichnenderweise kerben die Ainu auf manche dieser Stäbe einen "Mund" (ein Symbol für das Mikrophon?), an anderer Stelle des Stabes platzieren sie das "Herz": ein heisses Stückchen Holzkohle, das dort in ein Loch eingefügt wird - stellt dies vielleicht die "Energiequelle" des mobilen Funkgerätes dar?



Kleine mobile Gebetsstäbe der Ainu


Zu einem Funkgespräch gehören in der Regel zwei Gesprächsteilnehmer. Das führt uns zum letzten der hier aufgeführten Beispiele, die man aber beliebig erweitern könnte. Auch Äthiopien kennt Gebetsstäbe: einfache und verzierte Holzstangen - im Gegensatz zu den filigran und aufwendig verzierten Zeremonialkreuzen der dortigen koptischen Priester.

Am 18. Januar 1990 beobachtete Graham Hancock in der Kirche Medhane in Gondor eine Liturgieszene mit Musik, die angesichts des oben Dargelegten von grossem Interesse ist:

"Die Diakone ... lehnten auf ihren langen Gebetsstäben und wiegten sich völlig versunken im ernsten Rhythmus der Gesänge ... Das Lied war ein Wechselgesang, dessen einzelne Abschnitte von der einen Gruppe vorgetragen wurden, worauf die Antwort einer anderen Gruppe erscholl, so dass ein Dialog von hin- und hergeworfenen Strophen und Refrains entstand ... Derartige Chorgesänge waren, wie ich zuvor herausgefunden hatte, bereits fester Bestandteil der alttestamentarisch-jüdischen Literatur."



Koptischer Priester in Äthiopien mit Gebetsstab


Und wo fand diese Zeremonie statt? Ausgerechnet vor dem "Allerheiligsten": eine Nachbildung der Bundeslade, die es in Äthiopien in jeder Kirche gibt. Also vor der Nachbildung jenes Gegenstandes, der in der Paläo-SETI-Forschung längst als technisches Gerät, vermutlich als Funksprechanlage, erkannt wurde!










Gebetsstäbe aus Lalibela, Äthiopien


Ich denke, hier erübrigt sich jeder Kommentar, und es ist nicht zu gewagt, die "Gebetsstäbe" insgesamt als weiteres Indiz für die Richtigkeit der Paläo-SETI-Hypothese zu betrachten.

Wie hiess es kürzlich in einem Science Fiction-Film: "Indizien sind wie Perlen auf einer Schnur. Irgendwann hat man eine ganze Kette."


Literatur:


Burland, Cotti: Mythologie der Indianer Nordamerikas. Wiesbaden 1971


Haas, H.: Die Ainu und ihre Religion. In: Bildatlas zur Religionsgeschichte (Bd.8), Leizig, Erlangen 1925


Hancock, G.: Die Wächter des heiligen Siegels. Bergisch-Gladbach 1994


Kremp, W.: Beiträge zur Religion der Ainu. Freiburg 1928


Schlesier, W.: Die Melanesischen Geheim-Kulte. Göttingen, Berlin, Frankfurt 1958


Sternberg, L.: The Inau Cult of the Ainu. New York 1906


Waters, F.: Das Buch der Hopi. Düsseldorf, Köln 1982